Script zur Übungsleiterausbildung Osteoporose, Falko Seime, Bad-Blankenburg 1997

Wirkung der Bewegung

a) primäre Prävention

   dem Knochenabbau ein möglichst hohes Ausgangsniveau bieten,
   den physiologischen Knochenabbau ab dem 35.Lj. möglichst gering
   halten
 
   Sport:
   Ausreichende Bewegung löst bei ausgewogener kalziumreicher
   Ernährung funktionelle Anpassungsvorgänge der Knochen aus.
   (Beeinflussung der Struktur, Ausrichtung und Festigkeit der
   Knochenbälkchen)
   Diese Adaptationsfähigkeit geht auch während des Alterns
   nicht völlig verloren.

b) sekundäre Prävention

   den Verlust von Knochenmasse bei Abbauvorgängen über dem
   physiologischen Ausmaß möglichst gering halten

   Sport:
   gezielte Bewegungsprogramme kombiniert mit
   Östrogensubstitution, kalziumreicher Ernährung und besondere
   Schulung von Beweglichkeit, Koordination und Alltagsverhalten
 

Osteoporose-Vorbeugung schon im Kindesalter beginnen

ungünstige Knochenausgangslage im 15.Lj. ist im Erwachsenenalter
nur schwer auszugleichen

große Gefahr liegt in bewegungsfeindlicher Erziehung,
                      passiver Sportkonsumtion
 

vermeidbare Risikofaktoren berücksichtigen:

- unausgewogene Ernährung> Beeinflussung des Appetits,
                         > Mangel/Überangebot

- Alkohol                > beeinflußt Ernährungsverhalten
                         > wandelt Östrogen in unwirksames
                           Östradiol um

- Koffein                > stimuliert Kalziumausscheidung

- Mangel an Sonnenbestrahlung> limitiert Vitamin D - Synthese
                           beeinflußt Hormonhaushalt

- Körpergewicht          > Über- und Untergewicht sind ungünstig

- Arzneimittel           > besonders Cortison und Abführmittel
                           über eine längere Zeit eingenommen
Krankengymnastik/Bewegungstherapie

                |                                |
dynamische Formen                  isometrische Übungen
                           (Muskelarbeit ohne erkennbare Bewegung)
      |                                          |
Heilgymnastik                      Stabilisierung der Wirbelsäule
                                   Kräftigung der Muskulatur
 
 
 

Absolute Kontraindikationen für selbständige Durchführung
von Sportprogrammen:

- Herzfehler oder Herzschäden
- Herzrhythmusstörungen
- Infektionen und Infektionsherde
- unbehandelter Bluthochdruck
- Schilddrüsenüberfunktion
- Fieber

Vor Aufnahme des Bewegungsprogrammes ist der
Gesamtgesundheitszustand festzustellen (Hausarzt)

Die Erhebung eines orthopädischen Status ist anzuraten
 

Knochensubstanzverlust durch
Immobilisation

Astronaut                       120 Tage > 15%

altersbedingt                            >  1%

ostoporotisch                            >2-5%

Astronaut mit Bewegungsprogramm          >  5% (Cooper 1990)

Lähmungen                       180 Tage > 40% (Minaire+Mitarb.)
 

Kombination aus Stabilisations- und Koordinationsübungen und
Ausdauertraining wird empfohlen, weil hohe Zahl der Frakturen auf
ungeschicktes Fallen bzw. ungeschickte Bewegungen, die zum
(Un-)Fall führten, beruhen.

Ausdauertraining beschleunigt den Stoffwechsel allgemein und damit
auch den Knochenstoffwechsel und schiebt die Ermüdungsschwelle
nach oben.

Trainingsstunde
 

Patientengespräch

aktuelle körperliche Verfassung erfragen
Wirkung vorangegangener Übungsstunden beschreiben lassen
Neulinge nach ihrer Vorgeschichte fragen
Ziele und Beweggründe der Teilnehmer ergründen
Tauglichkeit für die Anforderungen der Übungen prüfen
Bedenken und Ängste akzeptieren und einordnen
Anregungen und Wünsche sammeln
Kommunikation, Meinungsbildung und Toleranz fördern
 

Aufwärmen
 

Aktivierung neuronaler Steuerungsprozesse

Herabsetzung der Widerstände in Muskeln und Bindegewebe

Anregung der Rezeptoren durch rhythmisch-dynamische Bewegungen
innerhalb des physiologischen Ausmaßes
 

Hauptteil

Beweglichkeit
Koordination
Stabilisation
Kraft
Ausdauer

in angepaßten Intensitäten und mit geeigneten Mitteln und Methoden
 

Abwärmen

Entmüdung der Muskulatur durch Abtransport der
Stoffwechselschlacken

Atemgymnastik zur Beruhigung Effektivierung der
Kreislauffunktionen

Dehnung der hauptsächlich beanspruchten Muskelgruppen
 

Entspannung/Patientengespräch

Antiosteoporosetraining
 
 
 

Ausdauer            > Reize für das Herzkreislaufsystem
 

Koordination        > Förderung von Gewandtheit und
                       Körperbeherrschung
 

Beweglichkeit       > Funktionstüchtigkeit von Gelenken und Sehnen
 

Kraft               > dient der Gestaltung und Ausbildung der
                      Skelettmuskulatur
 

Entspannung         > Entlastung des überlasteten Nervensystems
 
 
 
 
 
 
 

Eine Methode der Errechnung des indiduellen Trainingspulses
unter Einbeziehung des Ruhepulses
 

Beispielrechnung für einen 40-jährigen
Neulings im gewünschten
Herzfrequenzbereich von 60%                                                     eigene Berechnung

                            220                                                                                              220
Alter            -        40                                                                       -Alter....................
                    =      180                  =............................
Ruhepuls     -        71                                                                       -Ruhepuls.............
                    =      109                                                                      =.............................
für 60%       *       0,6                                                                     60 % (*0,6)............
                     =     65,4                                                                     =.............................
gerundet                65                                                                      gerundet................
Ruhepuls      +       71                                                                      +Ruhepuls.............
Zielherzfrequenz  136                                                               =Zielherzfrequenz........
 
 
 
 

Grundlagen im Umgang mit
Osteoporosepatienten
 
 

1.Stadium - offenes Schmerzverhalten (Gesicht, Verbal)

2.Stadium - verdecktes     -"-       (gedankliche
                                      Auseinandersetzung)

3.Stadium - psychische Reaktionen
 

Schmerzpatient hat diese Stadien hinter sich

- braucht Schmerzen, um anerkannt zu werden
- möchte sie loswerden

aber ohne Schmerz.....?

lange Krankengeschichte, verschiedene Ärzte, es kann kein Fremder
helfen

> Kurkarriere
> Entwicklung eigener Methoden durch den Patienten
 

Reklamation des Patienten

offen         "Mir tut alles weh!"       - differenzieren,
                                           hinterfragen,
                                           ernstnehmen

halboffen     "War wohl nicht            - Gruppe protestiert
               das Richtige."              vielleicht

verdeckt      verlangt Arzt hinter dem   - Chef muß reagieren,
              Rücken des Therapeuten       Pat. versichern, daß
                                           darüber gesprochen
                                           wird, oder daß er sich
                                           Fehler nicht vorstellen
                                           kann
 

Geissner, Edgar: Schmerzerleben, Schmerzbewältigung und psych.
Beeinträchtigung - Eine Untersuchung bei chronischen
Schmerzpatienten mit Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen
1988 400S. "Rocherer und Welz" Br DM48,00

Sternbach, R.A. "Schmerzpatienten Krankheitsursachen und
Behandlung, aus dem engl.v.Raimussen, Karen E.
1983 204S. "Verlag f. Medizin" Kt DM57,50

Literaturhinweise Osteoporose

Osteoporose und Bewegung - ein integrativer Ansatz der
Rehabilitation
Jochen Werle
Berlin: Springer, 1995
ISBN 3-540-57850-1

Morris Notelowitz, Marsha Ware:
Aufrecht ins hohe Alter! Knochenschwund ist vermeidbar
Osteoporose erkennen, vorbeugen, mildern
Goldmann-Verlag 1984, 1991
ISBN 3-442-10945-0

Baumgarten,Andreas:
Osteoporose - Vorbeugung, Diagnose, Behandlung
Niedernhausen/Ts.:Falken, 1993
(AOK-Bibliothek)
ISBN 3-8068-1371-X

Leibold, Gerhard:
Knochenentkalkung muß kein Schicksal sein: Ursachen, Vorbeugung
und Behandlung der Osteoporose
Wiesbaden: Jopp, 1990
ISBN 3-926955-26-0

Lauritzen, Christian:
Osteoporose - wenn Knochen schwinden
Trias Thieme Hippokrates Enke 1990
ISBN 3-89373-108-3

Adam, Olaf:
Diät+Rat bei Rheuma und Osteoporose: erfolgreiche Behandlung nach
internationalen Studien; Hilfe zur Selbsthilfe gegen Entzündung
und Schmerz
Hädecke, 1994 - 108 S.
ISBN 3-7750-0249

Simkin, Ariel:
Das Osteoporose-Trainingsprogramm: die neue Methode zur Vorbeugung
und Bekämpfung von Knochenschwund
Mosaik 1994 - 157 S.
ISBN 3-576-10311-2

Keck, Elmar
Osteoporose - Klinik, Diagnostik, Therapie mit einem Sonderkapitel
zur Krankengymnastik bei Osteoporose
Fischer 1994, 1995
(für die medizinische Praxis)
ISBN 3-334-60466-71 SSN 0863-2693

Oldhafer, Martina
Krankengymnastische Behandlung der Osteoporose
Stuttgart: Thieme 1994
ISBN 3-13-126701-1
Sporttherapie

Sport Gesundheit
Aktivierung und "...ist der Zustand des
Steigerung der vollständigen körperl.,
Leistungsfähigkeit geistigen und sozialen
 Wohlbefindens und nicht
 nur das Freisein von
 Krankheit und
 Gebrechen."
 (World Health Organis.)

Therapie Pädagogik
Behandlung der Krankheiten Erziehung des Menschen
Restaurativ Konstruktiv
Rekonstruktion Innovation
zeitlich begrenzt kontinuierl. Einfluß
Möglichkeit zur  Möglichkeit zur
Beseitigung von Veränderung von
Symptomen und Ursachen Verhaltensweisen
 

-->Gesundheitspädagogik

Ziel:Verbesserung der Lebensqualität durch Ausbildung
 bzw. Veränderung der individuellen
 Gesundheitskompetenz

Methode: Die Sporttherapie hat die Aufgabe, den Menschen
 zu lehren, das zu fühlen, was er tut."
                                 (Lagerström, 1990)

motorischer Aspekt >Fertigkeiten     :Training
kognitiver  Aspekt >Kenntnisse/Wissen:Information
sozialer    Aspekt >Erfahrungen      :Gruppendynamik
affektiver  Aspekt >Erfahrungen      :Körperwahrnehmung

-->über Selbsteinschätzung zur
   Selbständigkeit auf Dauer
 

Methodisch-Didaktische Aspekte
Gesamtkonzept
 

1. Einstimmung:
Diagnosen, Erwartungen, Befürchtungen, Konzept, Kennenlernen
 

2. Schmerzreduktion:
Entlastungshaltungen, Lockerungs-, Lösungs-, und
Entspannungsübungen
 

3. Körperwahrnehmung:
koordinative Aspekte, Entpannung, Pulsen,
Dehnung, Spiele, Muskelwahrnehmung
 

4. Alltagsmotorik:
Koordination, Gleichgewicht, Reaktionsfähigkeit, Gangschulung
 

5. allgemeine Kräftigung:
geführte langsame, dynamische evtl.statische Bewegungen
 

6. gezielte Kräftigung und Dehnung:
Ausgleich der Muskeldysbalancen
 

7. Rückenschule:
Rückenfreundliche Bewegungsmuster bei alltäglichen Verrichtungen
 

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8. Bewegungsfreude:
Motivation zu sportlichen Aktivitäten unter kritischer Betrachtung
geeigneter "Sportarten"
 

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9. Herz-Kreislauf:
Allgemeine Ausdauer durch organisierte Wanderungen,
Schwimmen/Wassergymnastik, Fahrradergometrie
 

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10. Reflektion:
Erwartungsbestätigung, Eigenreflektion, Aktualisierung, Kognitive
Aspekte

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Stundenaufbau
 

Einbettung in das Gesamtkonzept ->Voraussetzunge
Schwerpunktthema in einen sinnvollen Rahmen einpacken (z.B.
Motivation, Erwärmung, Dehnung, Kräftigung, Dehnung, Ausklang)
 

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Beachtung von Trainingsprinzipien
vom Bekannten zum Unbekannten
vom Leichten zum Schweren
vom Notwendigen zum Attraktiven
roter Faden
 

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Aufgreifen der letzten Stunde
Fragen, Probleme
Verträglichkeit, Beschwerden
 

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Einstimmung
Motivation
Hinweise auf individuelle Belastung
Überblick der Stunde
 

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Beobachtung des Stundenverlaufs
Tagesverfassung
Aktualisierung
Individualisierung
Korrekturen
 

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Resümee
Erklärung des Stundenziels
Verträglichkeit
Ausblick
"Hausaufgaben

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